Umwelt, Klima, Wohnen – wieviel Nachhaltigkeit können wir uns leisten?

Seit Greta Thunberg und den „Fridays for Future“ diskutiert Deutschland intensiv über verbesserten Klimaschutz. Der Gebäudesektor steht dabei besonders im Fokus. Hier ergibt sich ein Zielkonflikt zwischen Investitionen in mehr Klimaschutz und bezahlbarem Wohnen. Dieses Thema stand gestern (14. November 2019) im Zentrum des Parlamentarischen Abends von Haus & Grund Rheinland Westfalen.

Seit Greta Thunberg und den „Fridays for Future“ diskutiert Deutschland intensiv über verbesserten Klimaschutz. Der Gebäudesektor steht dabei besonders im Fokus. Hier ergibt sich ein Zielkonflikt zwischen Investitionen in mehr Klimaschutz und bezahlbarem Wohnen. Dieses Thema stand gestern (14. November 2019) im Zentrum des Parlamentarischen Abends von Haus & Grund Rheinland Westfalen.

Düsseldorf. „Umwelt, Klima, Wohnen – wieviel Nachhaltigkeit können wir uns leisten?“ Um diese Frage drehte sich der diesjährige Parlamentarische Abend, der gestern (14. November 2019) im Düsseldorfer Maxhaus stattgefunden hat. Die gemeinsame Veranstaltung vom BFW Landesverband Nordrhein-Westfalen und dem Landesverband Haus & Grund Rheinland Westfalen ließ wieder zahlreiche Entscheider aus Politik und Wohnungswirtschaft zusammenkommen.

Den Einstieg in das komplexe Thema erleichterten zwei Impulsreferate. Stefan Wenzel vom NABU NRW referierte aus Sicht des Naturschützers, welche Vorteile nachhaltige Gebäude besitzen. Er verwies darauf, dass sich Städte in Zukunft immer weiter aufzuheizen drohen und die Planung der Bebauung dem entgegenwirken könne. Er sprach sich insbesondere für mehr begrünte Dächer und Vorgärten aus. „Mit guten Materialien sanieren und viel Grün im Hausbau einsetzen. Das ist mein Wunsch vom NABU aus. Man kann auch sehr artenfreundlich und naturfreundlich bauen.“


Wohnungsbau und Klimaschutz: Stefan Wenzel vom NABU NRW führte aus Sicht des Umweltschützers in die Thematik ein.

Klimaschutz: Was kostet umweltfreundliches Bauen?

Doch wie kann Wohnungsbau unter Berücksichtigung von Klima- und Umweltschutz auch wirtschaftlich gelingen? Moritz Laufer, Referent Research bei der Dornieden Gruppe, wies auf die steigenden Baukosten hin. Die preiswerten Maßnahmen mit hohem Energiesparpotential seien bereits umgesetzt. Heute ließen sich meist nur noch geringe Einsparungen zu sehr hohen Kosten realisieren. Ein begrüntes Flachdach mit 30 Quadratmetern erhöhe die Baukosten um 50.000 Euro, absorbiere allerdings lediglich 6 kg CO2. Ein Baum schaffe dagegen 12 kg.

„Uns ist es wichtig, dass wir die Kosten-Nutzen-Rechnung im Blick behalten. Und da denken wir gibt es noch andere Bereiche, in denen sich eine höhere Wirkung erzielen lässt“, so Laufers Fazit. Damit war der Boden bereitet für eine angeregte Podiumsdiskussion im Spannungsfeld zwischen Bauen zu vertretbaren Kosten und einem nachhaltigen und klimaschonenden Gebäudebestand. Die Diskussion bildete den Kern des Abends, moderiert wurde sie von Christina Höwelhans, der Landtagskorrespondentin von Radio NRW.


Gut besuchtes Maxhaus: Zahlreiche Gäste aus der Landespolitik lauschten interessiert dem Impulsvortrag von Moritz Laufer.

Wie sind bezahlbares Wohnen und Klimaschutz vereinbar?

Von Seiten der Regierungskoalition diskutierten die wohnungspolitischen Sprecher Fabian Schrumpf (CDU) und Stephen Paul (FDP) mit. Von Seiten der Opposition beteiligten sich der stellvertretende Fraktionsvorsitzende Jochen Ott (SPD) und der ehemalige Landesumweltminister Johannes Remmel (Grüne). Zwei Vertreter der Wohnungswirtschaft komplettierten die Runde: Martin Dornieden, Vorsitzender vom BFW NRW, und Dr. Johann Werner Fliescher, Vizepräsident von Haus & Grund Rheinland Westfalen.

In der Diskussion ging es unter anderem um den schwierigen Spagat zwischen Flächenverbrauch durch benötigten Wohnungsbau und der für den Umweltschutz gebotenen Flächensparsamkeit. Der ehemalige NRW-Umweltminister Johannes Remmel (Grüne) kritisierte die Änderungen am Landesentwicklungsplan. Die Landesregierung hat damit die Ausweisung von Bauflächen erleichtert. „Wir plädieren sehr dafür, zuerst auf Nachverdichtung zu setzen und erst dann über neue Flächen zu reden und Flächenausgleiche mit im Portfolio zu haben.“


Angeregte Diskussion: Auf dem Podium wurde der Spagat der Politik zwischen bezahlbarem Wohnen und Umweltschutz sehr deutlich.

Große Meinungsunterschiede beim Thema Flächenverbrauch

„Das 5-Hektar-Ziel rettet erstmal gar nichts. Wir gehen einen Weg, der wirklich wirksam ist“, konterte Stephen Paul (FDP). Die strengen Vorgaben hätten Investitionen in Wohnungsbau und Gewerbegebiete blockiert. „Diese Fesseln zu lösen war unser Wählerauftrag. Dass es weiterhin einen sorgsamen Umgang mit Flächen gibt, ist klar.“ Der stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende Jochen Ott sprach sich dagegen für mehr Geschosswohnungsbau aus und regte mehr Offenheit für neue Ideen an, etwa für Wohnungsbau über Supermärkten.

Dr. Johann Werner Fliescher von Haus & Grund Rheinland Westfalen betonte aber, es müsse am Ende immer noch jedem Bauherren selbst überlassen werden, ob er eine Wohnung in der Stadt oder ein Haus auf dem Land wolle. Damit Pendlern das Leben nicht erschwert werde, kritisierte er auch die Verkehrspolitik: „Ich denke wir sind uns einig, dass die Umweltspur abgeschafft gehört.“ Einigkeit bestand auch insofern, als dass mehr Klimaschutz im Gebäudesektor auch mehr Geld kostet. Vor diesem Hintergrund wurden mögliche Entlastungen diskutiert.


Das Thema Klimaschutz polarisiert – das war auch in der Podiumsdiskussion zu spüren.

Klimaschutz finanzieren: Bürger an anderer Stelle entlasten?

Eine Möglichkeit für eine Entlastung der Bürger bei den Wohnkosten bietet sich bei der Reform der Grundsteuer. Fabian Schrumpf (CDU) zeigte sich offen dafür, in NRW bei der Berechnung der Grundsteuer künftig eigene Wege zu gehen: „Aus meiner Perspektive finde ich, dass wir durchaus als Nordrhein-Westfalen darüber nachdenken sollten, als größtes Bundesland, von der Option Gebrauch zu machen, um es eben einfacher zu gestalten, als das, was der Bund vorgibt.“

Auch mögliche Entlastungen bei der Grunderwerbsteuer wurden zum Thema. Die NRW-Landesregierung möchte eigentlich einen Freibetrag etwa für junge Familien einführen. Mit einem Antrag im Bundesrat möchte man vom Bund die Erlaubnis dazu erhalten – doch seit zwei Jahren hat der Bund nicht darauf reagiert. Dazu sagte Stephen Paul: „Dass wir als Landesregierung eine Entlastung bei der Grunderwerbsteuer erreichen wollen, ist auf jeden Fall festes Ziel. Wir werden sicher jetzt so langsam mal schauen, wenn wir bei den Freibeträgen nicht weiter kommen, wie wir dann auf einem anderen Wege eine Entlastung erreichen.“


Spricht sich für eine Entlastung der Bürger bei der Grunderwerbsteuer aus: Stephen Paul von der FDP (Mitte; links: Fabian Schrumpf, CDU, rechts: Jochen Ott, SPD).

Gemeinsames Engagement: Zwei Verbände im Dialog mit der Landespolitik

Die Podiumsdiskussion lieferte eine spannende Gesprächsgrundlage für das anschließende gesellige Beisammensein. Inzwischen ist es gute Tradition, dass die Landesverbände Haus & Grund Rheinland Westfalen und BFW NRW den Parlamentarischen Abend im November gemeinsam ausrichten. Die beiden Verbände arbeiten seit langem gut zusammen – schließlich gehen auch ihre Interessen in eine vergleichbare Richtung. Haus & Grund Rheinland Westfalen setzt sich für die privaten Haus- und Wohnungseigentümer und damit auch für viele private Vermieter ein. Die mittelständische Immobilienwirtschaft ist dagegen im BFW NRW organisiert.

„Der Parlamentarische Abend war auch in diesem Jahr wieder ein voller Erfolg“, freut sich Konrad Adenauer, der Präsident von Haus & Grund Rheinland Westfalen. „Wir haben heute spannende Vorträge und eine lebhafte Podiumsdiskussion zu einem wichtigen Zukunftsthema erlebt. Im Anschluss bildete das Get-Together einen schönen Rahmen für viele interessante Gespräche.“ Impressionen zum Parlamentarischen Abend finden Sie in der untenstehenden Bilderstrecke. Ein Video mit den Höhepunkten des Abends finden Sie auf unserem Youtube-Kanal.


Gemeinsam im Dialog mit der Landespolitik: Haus & Grund Rheinland Westfalen und der BFW NRW (v.l.: Dr. Johann Werner Fliescher, Johannes Remmel, Fabian Schrumpf, Stephen Paul, Martin Dornieden, Jochen Ott, Elisabeth Gendziorra, Erik Uwe Amaya)

Zu den Gästen zählten unter anderem:

Aus der Landespolitik:

Wilhelm Hausmann (CDU), MdL
Jochen Ott (SPD), MdL, stellv. Fraktionsvorsitzender
Steffen Paul (FDP), MdL, wohnungspolitischer Sprecher
Johannes Remmel (Bündnis 90/Die Grünen), MdL, Umweltminister a. D.
Fabian Schrumpf (CDU), MdL, wohnungspolitischer Sprecher

Aus der Landesregierung:

Dirk Wedel (FDP), Staatssekretär Ministerium der Justiz des Landes Nordrhein-Westfalen

Aus anderen Verbänden:

Heinrich Bökamp, Präsident Ingenieurkammer-Bau NRW

Dr. Friederike Maus, Landesgeschäftsführerin Bund Deutscher Baumeister, Architekten und Ingenieure e.V.

Ernst Uhing, Präsident Architektenkammer Nordrhein-Westfalen

Hans-Jochem Witzke, Vorsitzender Deutscher Mieterbund NRW

Stefan Wenzel, stellv. Vorsitzender NABU NRW

Christoph Lau, Hauptgeschäftsführer Verband Galabau NRW


Dieser redaktionelle Beitrag wurde von Haus & Grund Rheinland Westfalen verfasst.

Parlamentarischer Abend 2019 - Impressionen

Für eine vergrößerte Ansicht können die Bilder angeklickt werden.

 

 

 

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